Südkurrier, 05.11.2013. Von Sabine Naiemi.
Das erste Konzert des Verbandsjugendblasorchesters Schwarzwald-Baar (VJBO) unter der Leitung des „Neulings auf dem musikalischen Parkett der Region“, Dirigent Alexander Beer, erfüllte am vergangenen Sonntagabend alle gespannten Erwartungen. „Gloriosa“ könnte man buchstäblich das Gebotene zusammenfassen: So treffend passte der Titel des vierten und letzten Stücks im Programm, im Jahre 1990 komponiert von Yasuhide Ito. Das Orchester aus rund 70 jungen Auswahlmusikern von 68 Mitgliedskapellen des Blasmusikverbandes Schwarzwald-Baar präsentierte sich durchweg als harmonischer, perfekt abgestimmter Klangkörper. Dem Publikum wurde – wie es sich Verbandspräsident Heinrich Glunz zur Begrüßung erhoffte – ein trister Novembertag erhellt und es dankte mit minutenlangem Applaus. Die sich durch ein über ihre Vereinsarbeit hinausgehendes, enormes Engagement auszeichnenden jungen Musiker begeisterten mit „Flourish for Wind Band“ von Ralph Vaughan Williams, „First Suite in Es“ von Gustav Holst, „Bohemian Revelry“ von Adam Gorb sowie abschließend als Zugabe mit dem 8. slawischen Tanz von Antonin Dvorak. Große Freude brach sich nach dem Konzert Bahn. Die Chemie stimmt, Beer wurde herzlichst in der Region willkommen geheißen. Unabhängig voneinander sei die Entscheidung aller Gremien des Blasmusikverbandes einstimmig für Alexander Beer gefallen, erläuterte Alexandra Götz. Dieser übernahm das Orchester im Sommer, die Proben begannen nach den Sommerferien und waren „nicht immer piano“, so Sabine Schmieder (Erste Querflöte) aus Blumberg. Umso beachtlicher die sinfonische Präsenz, könnte man meinen, doch dieser Leistungsstand werde bei solch einem Orchester erwartet, erklärte Verbandsdirigent Michael Jerg. „Das sind immerhin ausgewählte Musiker, Musiker, die zusätzlich einen besonderen Anspruch erfüllen.“ Es sei gewollt, dass dieses Orchester andere Literatur spiele als das, was landauf und landab sonst so geboten wird. Dieser Erfolg sei jedoch dem Zusammenwirken vieler zu verdanken, hob Alexander Beer im Anschluss an das Konzert hervor. Die Registerproben wurden von den Dozenten Astrid Heider aus Trossingen, Hubert Hilser aus Eschbronn, Rudolf Barth aus Geisingen, Walter Böcherer Schramberg und Gerhard Eberl Donaueschingen unterstützt. Als maßgeblich lobte Beer außerdem die Organisation durch Alexandra Götz. Der Plan für das Jahr 2014/2015 steht fest. Vorgegeben sind zwei bis drei Projektarbeiten, die Teilnahme an Wettbewerben in Deutschland oder auch Europa und eine Konzertreise. Im März 2014 wird das VJBO bei einem Doppelkonzert des Verbandes Hegau-Bodensee mitwirken.
Schwarzwälder-Boten, 06.11.2012. Von Wolfgang Limberger.
Mit einem aufwendigen und auf hohem Niveau stehenden Konzertprogramm präsentierten sich die beiden großen Orchester des Blasmusikverbands Schwarzwald-Baar am Sonntagabend in der Neuen Tonhalle (wir berichteten). Das Verbandsjugendblasorchester (VJBO) und das Seniorenorchester (SBO) präsentierten zwei völlig konträre Konzertteile, was sicherlich einen der Reize dieser Veranstaltung ausmachte. Zahlreiche Ehrengäste aus der Politik gesellten sich zu den Besuchern, Platz gab es noch genügend beim Jahreskonzert und beide Orchester hätten einen noch besseren Besuch verdient., Mit einem frischen und bewegenden Tanzrhythmus, der "Jig" aus der "St. Paul’s Suite" von Gustav Holst stimmten die 65 Aktiven des VJBO die Besucher auf ihr musikalisch- eigenwilliges und souverän dargebotenes Programm ein; mit "Luceafarul", der Vertonung eines Liebesgedichtes, stellten sich die VJBO-Musiker mit Dirigent Wolfgang Laufer ihrer anspruchsvollsten Aufgabe. Atmosphärisches, Unwirkliches zu Beginn des Stückes, um die Liebe einer Prinzessin zu dem Abendstern, den sie jeden Abend von ihrem Bett aus sieht, zu beschreiben. Nach dissonanzartigen Akkorden dann die Auflösung in ruhiges melodiöses Musikgeschehen mit schönem Hörnerklang. Hohe Konzentration wurde nicht nur von den Musikern gefordert, sondern auch von den Zuhörern; sanft klingt die packende emotionale Komposition aus mit dem leise gesungenen "Luceafarul". Witzig und mit rhythmischen Finessen ausgestattet ertönt Blasorchesterliteratur aus Finnland: "Jokeri" von Pertti Pekkanen – die Zuhörer zeigten sich begeistert vom flinken Spiel. Und als krönender Abschluss Johan de Meijs "Dutch Master Suite", eine Auftragskomposition für die Weltmusikfestspiele 2009 in Kerkrade; ein sauber gespielter erster Teil, majestätisch und imposant, vom VJBO gut intoniert und interpretiert die "Nachtwacht"; ein schöner zweiter Teil "Der Liebesbrief", entsprechend sanft und melancholisch die Musik dazu. Und schließlich ein toller dritter Teil "Prinzentag", an dem die Feststimmung in den Niederlanden bestens durch Spiel, Mimik und Musik wiedergegeben wird. Rot-weiß-blau, die Fähnchen der Niederlande, die sich das Saxophonregister beim Ensemblespiel an die Instrumente steckte, mitreißend gestaltet das VJBO diese Suite aus. Nach der Verabschiedung von Wolfgang Laufer als langjährigem Dirigenten (wir berichteten) und der Pause kam die 50-köpfige Formation des Seniorenblasorchesters Schwarzwald-Baar auf die Bühne: vor fünf Jahren gegründet, vom langjährigen Verbandsdirigenten Wolfgang Kunzelmann erfolgreich geleitet und mit einem guten Kontrastprogramm zum ersten Teil. Sie eröffnen festlich ihren Programmpart mit dem "Figaro-Marsch" von Wolfgang Amadeus Mozart und zeigten in der Ouvertüre zur Operette "La Vie Parisienne", dass sie einprägsame Melodien und zündende Rhythmen noch immer bestens interpretieren und auch musikalisch umzusetzen verstehen., Die schöne Polka von Very Rickenbacher "Ein halbes Jahrhundert" und Carl Teikes "Graf Zeppelin-Marsch" runden das souverän präsentierte Programm der "jung gebliebenen" Aktiven des SBO ab, die laut Sprecher Peter Marx ein "viel gefragtes, gerne gehörtes und mit viel Erfahrung ausgestattetes Orchester" repräsentieren, in dem "Älterwerden eine gute Einrichtung" wird.
Südkurrier, 06.11.2012 Von Uwe Spille.
Das Konzert des Verbandsjugendblasorchesters (VJBO) Schwarzwald-Baar am Sonntag in der Neuen Tonhalle in Villingen hatte schon im Vorfeld Wellen geschlagen, sollte es auch das letzte für Wolfgang Laufer sein in seiner Funktion als Dirigent des VJBO. Neun Jahre lang hatte er dieses geleitet und die jungen Musiker für eine, gelinde gesagt, etwas andere Musik begeistern können. Und, das sei gleich verraten, es war auch für den Zuhörer an diesem Abend begeisternd, was da geboten wurde. Mit einem Jig, einem der typisch irischen Tänze, beginnt das VJBO seinen Vortrag. Bestens aufgelegt zeigt sich das Ensemble schon hier und nimmt die vielen Achtelnoten im 6/8 und 9/8 Takt elegant und klangsicher. Nach wenigen Minuten dann folgt schon einer der Höhepunkte der neunjährigen Schaffensphase unter der Regie von Wolfgang Laufer. Luceafarul, der Abendstern, wird als Erstes mit den üblichen Hörgewohnheiten brechen und ein Beispiel für die „neue“ Blasmusik bieten. Aber auch zeigen, welche Anforderungen damit an die Musiker gestellt werden. Es ist ein dickes Notenbuch, das Laufer da vor sich hat, als er den Taktstock hebt, zum Liebesgedicht zwischen dem Abendstern und der Prinzessin ansetzt. Leicht schwebend ist die Antwort aus dem Orchester, ein scheinbares Chaos, Blechbläser sorgen erstmals für eine gewisse Ordnung, über allem der Ton eines Glockenspiels, unrhythmisch, verhallend, der Abendstern, Luceafarul blinkt. Die Liebe zeigt sich, Klarinetten erheben sich zu einer Melodie, eine Flut von Tönen jedoch verschlingt sie wieder, es kommt zur machtvollen Vereinigung der Gegensätze, nur kurz währt diese freudvolle Einheit, totenglockengleich läutet schon das Ende dieser unmöglichen Beziehung, geht auf in die Sphäre des unendlichen Himmels. Ein sichtlich beeindrucktes Publikum applaudiert, dann ein kurzer Ausflug in gewohnte Melodien, auch wenn der „Jokeri“ zu einem Parforceritt wird, der schwindlig macht. Was dann folgt, ist etwas, das dem VJBO zu Recht den Weltmeistertitel in seiner Klasse eingebracht hat. Die „Dutch Master Suite“, ein Werk von Johan de Meij, das dieser extra für die Weltmusikspiele in Kerkrade im Jahr 2009 komponiert hatte und das von allen Ensembles als Pflichtstück gespielt werden musste, entpuppt sich als genial-absurdes Klanggemälde mit geradezu anarchistischen Ausflügen. Schon der Beginn legt die Richtung fest, wenn einer der Schlagzeuger mit einer Flinte in die Luft schießt, später ein Synthesizer barocke Klänge ins Geschehen wirft und die Musiker antworten. Wenn diese im dritten Teil „Prinzentag“ schließlich ein Saufgelage darstellen, sich gegenseitig mit Bechern bewerfen und Trinklieder singen, die verschiedenen Register sich eine wahre Klangschlacht liefern, der Dirigent angesichts des Desasters in gespielte Verzweiflung verfällt und alles in einem brillanten Schluss endet, findet auch das Publikum kaum ein Ende mit seinem lautstarken Schlussapplaus. Denn spätestens hier wird klar, dass die jungen Musiker nicht nur ein wunderbares, ganz einfach großartiges Konzert abgeliefert, sondern geradezu eine Hommage an ihren scheidenden Dirigenten Wolfgang Laufer dargeboten haben. Wie anders kann es sonst sein, dass so anspruchsvolle Werke, die mit jeder Hörgewohnheit brechen und an Musiker und Dirigenten höchste Ansprüche stellen, so gänsehauterzeugend intoniert werden, wenn nicht die Chemie zwischen beiden stimmt? Laufer hat über neun Jahre zweifellos Großes geleistet, hat junge Musiker zu höchsten Leistungen inspiriert, sie international zur Weltspitze geführt mit einer Musik, die nicht alltäglich ist. Und, das darf ebenfalls gesagt sein, es sind große Schuhe, die er da hinterlässt. Bleibt an dieser Stelle nur noch, dem VJBO und seinen Verantwortlichen eine tolle Reise, erlebnisreiche musikalische Tage und vor allen Dingen gutes Gelingen und viel Erfolg in Kerkrade zu wünschen!